Gartendenkmal

Stella Junker - Gartendenkmalpflege und Freiraumplanung

Die verschwundenen Parkarchitekturen im Bergpark Kassel-Wilhelmshöhe

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Der Bergpark Kassel-Wilhelmshöhe geht auf eine Anlage des Klosters Witzenstein im 12. Jh. zurück. Das Kloster wurde im Zuge der Reformation säkularisiert und im 16. Jh. durch Landgraf Moritz in einen Jagd- und Sommersitz umgewandelt. Landgraf Karl von Hessen-Kassel ließ 1701-1718 den barocken Park mit weitreichenden Wasserkünsten anlegen. 1763 wurde mit der Umgestaltung in einen landschaftlichen Garten nach Englischem Vorbild begonnen. Es entstand ein „labyrinthisches Nebeneinander unterschiedlicher, von geschwungenen Wegen erschlossener, „natürlicher“ Szenerien“ (vgl. Modrow, „Historische Gärten in Hessen“). Ergänzt wurde der Park mit zahlreichen Bauten (Eremitagen, Tempel, etc.), von denen nur noch einige wenige erhalten sind. Unter Kurfürst Wilhelm IX. wurde der Park endgültig in eine „idealisierte Naturlandschaft“ umgewandelt.
Im Jahr 2008 wurden erste Untersuchungen zur Reinszenierung der verschwundenen Parkarchitekturen als wesentlicher Bestandteil der Parkanlage durchgeführt, wobei zunächst geklärt werden musste, an welchen Standorten die etwa 50 Parkarchitekturen im Park lagen und wie groß ihre baulichen Dimensionen waren.

Zu den genauer untersuchten Parkarchitekturen zählen:

Das Haus (Eremitage) des Demokrit
Die Eremitage des Archimedes und Heraklit
Die Haus (Eremitage) des Paul
Die Eremitage des Plato
Die Fasanerie mit Wohnhaus des Fasaneriemeisters und Wildbretscheuer
Die Moschee
Der Palast der Armida
Montcherie

Die Reinszenierung sollte möglichst ohne Eingriff in den Bestand erfolgen. Präferiert werden bildgebende Verfahren, die das verschwundene Objekt in 3D für den Besucher wieder erlebbar machen. Das beispielhaft entwickelte Konzept soll nach Aufnahme der Parklandschaft in das Weltkulturerbe umgesetzt werden.

Erste Baumaßnahmen im Rahmen der Sanierung des grandiosen Herkulesbauwerks betreffen 2009 das direkte Umfeld des Ausgangspunkts der europaweit einzigartigen Wasserspiele. Ein Wettbewerbsentwurf des Büros Levin Monsigny Landschaftsarchitekten Berlin wurde von uns bezüglich seiner gartendenkmalpflegerischen Verträglichkeit überprüft. Der Nachweis einer unter dem Erdreich liegenden „Zeitschicht“ von 1903 gelang mittels Planüberlagerungen, Georadar und bodenarchäologischer Grabungen. Nun wird das Welterbekomitee über die weitere Umsetzung der Baumaßnahme entschieden.

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