Gartendenkmal

Stella Junker - Gartendenkmalpflege und Freiraumplanung

Bingen Landesgartenschau 2008: Ein Garten nach dem „Capitulare de villis vel curtis imperii“ – Partnerschaftsgarten der Stadt Ingelheim am Rhein

Bilder zur Vergrößerung anklicken.



<< zurück zur Übersicht

Der Partnerschaftsgarten der Stadt Ingelheim am Rhein erinnert an die historische Bedeutung, den die Stadt unter Karl dem Großen innehatte. Die Ruine der Ingelheimer Kaiserpfalz - in der zweiten Hälfte des 8. Jhs. unter Karl dem Großen als Stätte der Reichs- und Gerichtstage und zu Repräsentationszwecken erbaut - ist noch immer einen Besuch wert.

Die Gestaltung des Gartens für die Landesgartenschau in Bingen 2008 orientiert sich an der „Capitulare de villis vel curtis imperii“, einer Landgüterverordnung Karls des Großen. Diese Verordnung aus dem Jahre 812 ist eine detaillierte Vorschrift zur Verwaltung der Krongüter und beschreibt neben land- und hauswirtschaftlichen Belangen auch die in Obst- und Gemüsegärten zu verwendenden Pflanzen.

Die streng geometrische Kreuzform des Gartens erinnert an mittelalterliche Kloster- oder Bauerngärten. Eine seitliche Einfassung mit Hainbuchenhecken vermittelt den Eindruck eines „Hortulus conclusus" (lat. „geschlossener Garten“). Die Wege sind aus Eichenholz, das bereits im Mittelalter zu Bauzwecken genutzt wurde.
Hochbeete mit Trockenmauern aus weißem Muschelkalk wurden mit Pflanzen aus der „Capitulare de villis" bepflanzt. Den Mittelpunkt des Gartens bildet ein Speierling. Seine birnenähnlichen Früchte werden bis heute zur Herstellung von Apfelwein verwendet. Der Sitzplatz unter dem Baum lädt zum Ausruhen inmitten der blühenden und duftenden Heil- und Nutzpflanzen ein.

Der Bau der Anlage erfolgte im Herbst/Winter 2007 bis Frühjahr 2008 (Eröffnung der Landesgartenschau). Die Arbeiten wurden durchgeführt von der Firma Garten- und Landschaftsbau Kaufmann aus Ingelheim.

<< zurück zur Übersicht