Gartendenkmal

Stella Junker - Gartendenkmalpflege und Freiraumplanung

Parklandschaft der Marianne von der Leyen am Würzbacher Weiher in Niederwürzbach

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Die Landschaft um den Würzbacher Weiher zählte schon im 18. Jahrhundert zu den Schönsten des Bliesgaus. Reichsgraf Franz Karl von der Leyen schenkte Weihnachten 1773 den Weiher mit der alten Mühle seiner Frau Marianne (geborene Dalberg) „zu ihrer Veränderung und zum Vergnügen". Dies veranlasste sie in der vorhandenen Mühle ihren Wohnsitz einzurichten und das Areal „Monplaisir“ („meine Freude“) zu taufen.

Da die Mühle an den Sägemüller mitverpachtet war, erwarb Gräfin Marianne 1783 ihr eigenes Refugium. Hierzu kaufte sie einen nah gelegenen Wirtschaftshof und baute ihn in ein Landhaus um, dem sie den Namen Annahof verlieh.
Der Annahof ist als zweigeschossiger Bau mit zwei eingeschossigen einen Halbkreis bildenden Wirtschaftsbauten ausgebildet. Die umgebende Gartenanlage war im Stil eines Rokokogartens als Übergang des geometrischen barocken Gartens zum natürlichen Englischen Landschaftsgarten mit rechteckig angeordneten Gartenbereichen, Streuobstwiesen, Bosketten (waldartige Bereiche), Bachlauf und kleinen Plätzen an den Wegekreuzungen gestaltet.
Über dem Ganzen thronte ein zeltartiger Pavillon („Türkenzelt"), der zu den markantesten Gartenbauten am Annahof gehörte. Auf einer Vedute von 1792 ist daneben deutlich ein weiterer Gartenpavillon im chinesischen Stil zu sehen.

Oberhalb des Annahofs ließ Marianne dem Zeitgeist entsprechend eine künstliche Ruine erbauen. Diese Ruine erscheint auf den Katasterkarten von 1804/05 als „Ruine dit Dudelsack“.

1785/86 erwarb sie ein weiteres Wirtschaftsgut auf der gegenüberliegenden Weiherseite und nannte es „Bonvoisin“ („guter Nachbar“). Das zentrale Gebäude, nach seinem Anstrich Rotes Haus („Maison Rouge“) genannt, war als Landhaus mit zwei vom Hauptgebäude getrennten Flügelbauten mit benachbarter Nutzgartenanlage konzipiert.

Oberhalb des Roten Hauses auf einer Bergkuppe gelegen, ließ sich Marianne von der Leyens Sohn Erbgraf Philipp, 1782 ein burgartiges Schloss im neogotischen Stil errichten.

Die historische Gartenlandschaft um den Würzbacher Weiher spiegelt nicht zuletzt die Leidenschaft Marianne v. d. Leyens für die Gartenkunst wider. Sie erwirkte zusammen mit den anderen Gartenschöpfungen unter ihrer Ägide in Blieskastel, St. Ingbert und Rilchingen, in der Region einen beachtlichen Wertzuwachs und verschönerte ihre Umgebung nachhaltig mit Garten- und Baukunst.

Ziel einer Vorstudie zur Parklandschaft am Würzbacher Weihers war es daher, zu prüfen, inwiefern dieses Gartenreich auch heute noch im Gelände ablesbar und damit rekonstruierbar ist. Außer der genauen Bestandserfassung vor Ort wurden Quellenhinweise in den entsprechenden Archiven gesichtet und ausgewertet. Die Ergebnisse fließen in weitere Entwicklungskonzepte für die Region auch im Hinblick auf die Einbindung ins Biosphärenreservat Bliesgau mit ein.

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