Gartendenkmal

Stella Junker - Gartendenkmalpflege und Freiraumplanung

Marienburgpark Vallendar

Bilder zur Vergrößerung anklicken.


<< zurück zur Übersicht

Der Marienburgpark in Vallendar zeichnet sich durch eine wechselvolle Geschichte aus:

  • Seit etwa 1240 gotische Burgenanlage der Grafen von Sayn und Sayn-Wittgenstein
  • Zerstörung im 30jährigen Krieg, seitdem Nutzung der ehemaligen Burggräben zum Gemüseanbau
  • 1769/70: Bemühungen des Trierer Kurfürsten Clemens Wenzeslaus, in Vallendar Lederindustrie anzusiedeln, führen zur Kontaktaufnahme mit Quirin Joseph d’Ester, Kommerzienrat und Lederfabrikant aus Eupen-Malmedy/Belgien
  • 1770: Kauf der verfallenen Burggebäude der Grafen von Sayn durch d’Ester als Standort für eine Sohllederfabrik für 1800 Taler.
  • 1773: Fertigstellung des Barockgebäudes Haus d’Ester, heute Heerstraße 52, anstelle der alten Burg, Baumeister war nach stilistischem Vergleich vermutlich der Koblenzer Stadtbaumeister Nikolaus Lauxen, Östlich dem Wohnhaus angeschlossen waren Fabrikationsgebäude, im Südosten eine Lohmühle, im Garten entstand ein klassizistisches Gartenhaus, das bis heute erhalten ist und einen Ausblick bis auf den Rhein bot.
  • 1774: kurzer Aufenthalt Johann Wolfgang von Goethes
  • 1830: die Fabrikgebäude fallen einem verheerenden Brand zum Opfer, der nachfolgende Wiederaufbau zum Zwecke der Sektfabrikation stellt einen wirtschaftlichen Neuanfang der Familie dar.
  • 1888: Erwerb von Grundstück und Gebäude durch die katholische Kirchengemeinde Vallendar, seitdem Domizil der Schwestern vom hl. Karl Borromäus, der Name Marienburg entstand
  • 1897/98: Errichtung der Kapelle an der Nordseite des Hauptgebäudes in den Formen der Neugotik als gelb geklinkerter dreigeschossiger Bau, Architekt war Josef Kleesattel aus Düsseldorf.
  • 1899: Bau der Lourdes-Grotte nach „Gartenbauinspektor Bauche“ (evtl. Carl Friedrich Julius Bouché Gartenbauinspektor und Handelsgärtner aus Bonn)
  • 1903: Aufschüttung und Einebnung der ehemaligen Lohgräben
  • 1914-1946: überwiegende Nutzung als militärisches Quartier und Lazarett
  • August 1946: Übergabe an die Borromäerinnen und Wiederaufnahme des Schulbetriebs, im Haupthaus Einrichtung des französischen Konsulats (bis 1948)
  • 01.08.1974: Übergabe der Trägerschaft an das Bistum Trier
  • 1981-1986 private Fachschule für Sozialwesen des Bistums Trier
  • 1985: Ankauf des Geländes durch die Stadt Vallendar und Umbau des Gebäudes zur Hochschule, seitdem Sitz der WHU – wissenschaftliche Hochschule für Unternehmensführung
  • Ca. 1986: Bau einer Tiefgarage auf dem Gelände
  • 2007: Bau des Regenrückhaltebeckens im vorderen Parkbereich


Trotz der mehrfachen Überformung der Anlage besitzt sie auch heute noch eine große gartenhistorische Bedeutung. In Teilbereichen (Parterre der Lourdes-Grotte, Gartenhaus und Hauptzufahrt) ist die ehemalige und mitunter aufwendige Gestaltung noch nachvollziehbar und wieder herstellbar.
Das Entwicklungskonzept für die historische Parkanlage, in der noch immer ein wertvoller Baumbestand erhalten ist, sieht daher vor, die verschiedenen Zeitschichten zu verbinden und wieder erlebbar zu machen. Basierend auf historischen Ansichten und Plänen wurde ein Zielplan entwickelt, der zur Aufwertung der Parkanlage führt und heutige Nutzungen berücksichtigt. Die Umsetzung der Maßnahme soll in den nächsten Jahren schrittweise erfolgen.


<< zurück zur Übersicht