Gartendenkmal

Stella Junker - Gartendenkmalpflege und Freiraumplanung

Grabsäule der Freifrau von Recum im Schlosspark Bad Kreuznach

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Die im Volksmund „Puricelli –Schloss“ genannte Villa liegt am Ortsausgang von Bad Kreuznach. Schon im 14. Jahrhundert ist die Anlage als Sitz eines Bergmannes bekannt, die in ein Wasserschloss umgebaut und angeblich im Dreißigjährigen Krieg zerstört wurde. Nach dem Erwerb ließ Prinzessin Amalie von Anhalt-Dessau das Anwesen bis 1772 als klassizistischen Putzbau mit einer mittig sitzenden doppelläufigen Freitreppe nach Plänen eines italienischen Architekten neu erstellen. Möglicherweise gehen erste Ansätze einer Gartengestaltung bereits auf diese Zeit zurück.

1803 erwarb der ehemalige Landrat Andreas van Recum das Anwesen, dessen Sohn in den folgenden Jahrzehnten nicht nur die Baulichkeit, sondern auch die Parkanlage entscheidend veränderte.

Mit dem Verkauf an den Direktor der Rheinböller Hütte 1881 erfahren Bau und insbesondere die Gartenanlage einschneidende Veränderungen. In den 1890er Jahren wird die bisher überwiegend geometrische Anlage zeitgemäß dem Stil des englischen Landschaftsparks angepasst. Die 1821 im Park errichtete Gedenksäule für die zweite Frau Andreas van Recums, Johanna Freiin von Gemmingen-Hornberg, wurde in die Konzeption integriert.
Sie verstarb nur ein Jahr nach ihrer Hochzeit 1820 wenige Wochen nach der Geburt ihres Sohnes und wurde in Mannheim beerdigt. Auf Wunsch des Witwers wurde ihr Herz in einer Bleikapsel verschlossen, in ein Glasgefäß gelegt und unter der Gedenksäule im Schlosspark beigesetzt. Dort verblieb es bis Oktober 1829, als es neben dem Sarg Andreas von Recums in der neu erbauten Gruft der Kreuznacher Grabkapelle seine endgültige Ruhestätte fand.

1977 ging die Parkanlage in den Besitz der Stadt Bad Kreuznach über. Unter der Maßgabe der Verwendung exotischen Pflanzenmaterials und der Berücksichtigung der Prinzipien des Landschaftsparks wurde der Park in den 1980er Jahren neu inszeniert.

Die Gedenksäule der Freifrau von Recum befand sich jedoch 2007 in einem stark sanierungsbedürftigen Zustand. Ihr unmittelbares Umfeld, ein schmaler Einschnitt im ansonsten stark ansteigenden Gelände, diente vor allem wegen seiner Abgeschiedenheit als Treffpunkt für Drogenabhängige. Bei der Sanierung wurde daher Wert gelegt auf eine Öffnung des Bereichs und eine lichtere Gestaltung mit bodendeckenden Stauden und Blütensträuchern.

Katasterpläne aus der Zeit von 1857 bis ins 20. Jahrhundert zeigen deutlich die Gesamtkonzeption des Parks als Landschaftsgarten mit Aussichtsplätzen und einem geschwungenen Wegenetz, das sich bis zur oberhalb gelegenen Kauzenburg zieht.
Nachforschungen zu einem möglichen Gartenkünstler ergaben, dass die Gebrüder Siesmayer aus Frankfurt-Bockenheim, denen die Planung des Frankfurter Palmengartens zuzuschreiben ist, für die Gestaltung verantwortlich gewesen sein könnten. So weist eine Referenzliste der Firma Siesmayer um 1895 Baron von Recum in Bad Kreuznach als Kunden aus.

In Abstimmung mit der Landesdenkmalpflege wurde die Umsetzung des Entwurfs nach bodenarchäologischen Grabungen an der Säule durchgeführt.

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